Geschichten

Sehr helle scheint der Entenfisch nicht zu sein, denn er schreibt merkwürdige Geschichten und legt sie dann vor die Tür oder auch auf den Küchentisch.

hier ein Beispiel:

Ein Frosch saß auf einem Stein, der neben einer Insel vor
Hiddensee lag und sang das Lied: „Auf der blauen Donau“.
Da kam ein Krokodil herein und sagte: „Guten Morgen mein
Frühstück.“ Es nahm den Frosch vom Stein, packte ihn am
Schlafittchen und schleuderte ihn hoch in die Luft, was dieser
zu allerlei akrobatischen Kunststücken wie Pirouetten und Salti
mortale nutzte. Das Krokodil hatte so etwas Anmutiges noch nie gesehen,
war tief bis ins Innerste des Rückenmarks beeindruckt und
erstarrte vor Ehrfurcht. In eben diesem gegen Nichts gehenden
Augenblick drang ein einzelner Sonnenstrahl durch die
dichte Wolkendecke und fiel auf den fallenden Frosch, fing ihn
auf und setzte ihn behutsam auf die Krokodilnase. „Ha, Ha, ich
tanze auf einer Krokodilnase!“ freute sich der Frosch, sang
und tanzte dazu eine russische Polka. Von dem schallenden
Gesang verzogen sich die Wolken, fiel das Krokodil aus
seiner Starre hinaus und hinein in einen weichen Hüftschwung
und es stimmte mit einer für Krokodile ungewöhnlich hohen Stimme
mit ein. Beide sangen teilweise sogar zweistimmig bis die Sonne,
die dieser Art zu leben überaus gern zusah, eigentlich nicht untergehen wollte, letztendlich aber doch unterging.

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noch ein Beispiel:

Der Hase und die Schnecke
Ein Hase begegnete einmal auf der Milchstraße, als er auf dieser gerade so dahin trottete und dabei mit den Ohren schlackerte, einer Schnecke, die so groß war wie der Berliner Fernsehturm, wenn man diesen durch eine konvexe Lupe betrachtet. Der Hase war ungefähr eintausend mal kleiner als die Schnecke, aber er nahm all seinen Mut in die Hand und streckte ihn der Schnecke entgegen, der so nichts anderes übrig blieb als stehen zu bleiben und an Übersprungshandlungen zu denken. Beide sahen sich an und plötzlich sagte die Schnecke: „Hhm, ja…oben ist es wärmer als unten…Danke für den Mut“. Sie nahm den Mut vom Hasen herunter, der übrigens ein Grüner war – wie nur wenige Hasen, denn die meisten Hasen sind heute wie damals blauweiß mit Nadelstreifen, oder auch häufig farblos, weshalb man sie selbst im Mondschein nur schwerlich ausmachen kann –  man  kann allerdings ihre Silhouette erahnen, wenn man fähig ist Silhouetten zu erahnen – und beugte sich hinauf zum Hasen, um ihm einen schleimigen Kuß zu geben, wonach der Hase anfing zu taumeln, da er nur noch verschwommen sah. Er hatte zu viele von seinen Sorgen ertrunken und seinen Mut war er jetzt auch noch los. Der Hase wußte nicht mal mehr, welche Farbe die Sonne hat. Die Schnecke bemerkte, daß es dem Hasen nicht so ging, brachte ihn nach Hause und legte sich selbst in ihr Gemach aus Reisig, Perlhuhndaunen und gestückelten Flughähnen, die schön Federn ließen, ausnahmsweise. Da kam der Schneckling heim, schüttelte seine Sporen auf seine Frau und verfaulte langsam aber so sicher, wie ein Krieg verloren oder gewonnen wird.
Dem Hasen ging es am nächsten Morgen wieder, wie es einem grünen Hasen normalerweise geht, nämlich ausgezeichnet, denn grüne Hasen erhalten jeden Tag eine Auszeichnung von oberster Stelle. Den Mut holte er sich auch wieder indem er ein M, ein U und ein T aß und einen Purzelbaum machte.
Die Witwe trauerte sich schwarz und webte ein Netz aus Tau, in das ihr ein neuer Mann ging, den sie heiratete.

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